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Edgar Wolfrum
Die 101 wichtigsten Fragen. Bundesrepublik Deutschland
Verlag C.H. Beck, München 2009


Gibt es das überhaupt: die 101 wichtigsten Fragen über die Bundesrepublik Deutschland, die sich auf weniger als 150 Seiten bündig beantworten lassen? Natürlich nicht.


Der kühne Anspruch, „wer dieses Buch zur Hand nimmt, soll über das Leben in der Bundesrepublik in seiner ganzen Breite informiert werden“, geht dennoch erstaunlich überzeugend auf. Edgar Wolfrum, der erst vor wenigen Jahren eine beachtliche Geschichte dieses Landes von ihren Anfängen bis zur Gegenwart unter dem kommentierenden Titel „Die geglückte Demokratie“ vorgelegt hatte, gelingt das Kunststück, eine weder willkürliche noch zwingende, schon gar nicht vollständige Sammlung wichtiger und weniger wichtiger Fragen zur politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Verfassung der zweiten deutschen Republik in einer anspruchsvollen, aber gut lesbaren, eher journalistisch als wissenschaftlich formulierten Weise aufzuarbeiten.


Von der vermeintlichen Stunde Null, dem ebenso mythischen Wirtschaftswunder, den Verfassungsvätern und –müttern über Stalin-Noten, europäische Integration, Mauerbau und Schießbefehl, Nato-Doppelbeschluss bis zur Wiedervereinigung erfährt man nie alles, aber fast immer das Wesentliche. Der Heidelberger Professor für Zeitgeschichte macht souverän Gebrauch von der Erfahrung aller Historiker, dass der Umgang mit der Fülle an Daten und Fakten auch bei dicken Wälzern den Mut zur Auswahl erfordert. Die ausgewählten Zahlen und Daten etwa zum Lastenausgleich sowie zur finanziellen Wiedergutmachung nach dem zweiten Weltkrieg oder zum technischen Aufwand der Errichtung der Berliner Mauer oder zur deutschen Filmproduktion in den fünfziger Jahren sind in der Regel nicht neu, aber dennoch gelegentlich überraschend und in der Zusammenstellung originell.


Wer die größten Kanzler in der Geschichte des Landes waren, ahnte man auch vor der Lektüre dieses Kapitels, und ob Große Koalitionen gut für eine Demokratie sind, ist auch nach der Lektüre nicht abschließend beantwortet, aber wenn sich die 101 wichtigsten Fragen eines Landes in den meisten Fällen auf weniger als zwei Seiten behandeln lassen, bestätigt sich die Vermutung, dass es sich bei der Bundesrepublik und ihrer jetzt sechzigjährigen Geschichte im Großen und Ganzen um „eine geglückte Demokratie“ handelt.





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