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Alles nur Theater?
Beiträge zur Debatte über Kulturstaat und Bürgergesellschaft - Vorwort des Herausgebers, erschienen im DuMont Literatur und Kunst Verlag, Köln 2004
Die öffentliche Diskussion zur Förderung von Kunst und Kultur in Deutschland ist durch zwei gegensätzliche Behauptungen gekennzeichnet, die etwa gleich weit verbreitet sind: Zum einen durch die Einschätzung, notwendige Einsparungen in den öffentlichen Haushalten fänden vorzugsweise bei den Kultureinrichtungen statt, zum anderen durch die Vermutung, in keinem anderen Bereich werde so viel Geld zum Fenster hinausgeworfen wie in diesem. Für beide Behauptungen finden sich Belege, als Verallgemeinerungen sind sie dennoch falsch.
Da die Kunst- und Kulturförderung in Deutschland mehr als nahezu überall sonst in der Welt aus öffentlichen Kassen, also aus Steuermitteln erfolgt, kann die Frage nicht überraschen, wie die Politik es in Zeiten knapper Kassen damit halten will. Die Erwartungen an Regierungen wie Parlamente sind nicht weniger ausgeprägt als die Besorgnisse, verbunden regelmäßig mit dem Hinweis, daß die Politik den Stellenwert von Kunst und Kultur hochhalten und sich gleichzeitig aus diesem Bereich möglichst heraushalten solle.
Alles nur Theater? Sicher nicht. Die Erwartungen sind natürlich ebenso begründet wie die Besorgnisse. Jedenfalls kann sich die Politik nicht vor einer Debatte drücken, die längst nicht mehr nur akademisch ist, wenn sie es denn jemals war.
Die Beiträge dieses Buches greifen grundsätzliche und aktuelle Fragen auf, die in dieser Diskussion über Kulturstaat und Bürgergesellschaft Antworten erfordern. Dazu gehören die Bedeutung von Geschichte, Nation, Sprache, Wissenschaft und Religion für die Kultur unseres Landes, aber auch die konkrete Situation der Theater- und Opernhäuser, des Tanzes und der bildenden Kunst. Schließlich gibt es Anlaß, über die traditionelle Verteilung kulturpolitischer Verantwortung zwischen Bund, Ländern und Gemeinden nachzudenken, die nicht nur wegen notleidender Etats auf allen Ebenen zur Disposition gestellt ist, sondern auch wegen des angemeldeten Interesses an weitgehender Entflechtung von Gemeinschaftsaufgaben – auch in der Förderung von Kunst und Kultur.
Die Autoren des Buches – Künstler, Politiker, Wissenschaftler, Unternehmer, Intendanten – stehen für wichtige Felder der Kultur wie der Politik, formulieren aber selbstverständlich ihre ganz persönliche Beurteilung. Unterschiedliche Akzente sind dabei gewollt, die Leidenschaften gegenüber der Rechtschreibreform nicht nur unter Literaten sind durch Respekt vor der alten wie der neuen Schreibweise berücksichtigt. Zur besseren Lesbarkeit ist auf Fußnoten im Text verzichtet worden, weiterführende Hinweise finden sich in den Literaturhinweisen.
Die Publikation wird von der Konrad-Adenauer-Stiftung unterstützt, die kulturpolitische Themen und Projekte zu einem wichtigen Bestandteil ihrer Arbeit gemacht hat. Für tatkräftige Hilfe bedanke ich mich bei Marianne Jung, Ute Tepe und Sören Roos, Günther Rüther und Wolfgang-Michael Böttcher, die nicht nur technische Assistenz geleistet, sondern auch die Wünsche und Anregungen des Herausgebers durch gutes Zureden gegenüber den Autoren so überzeugend vermittelt haben, daß beinahe alle zugesagten Beiträge tatsächlich in diesem Band versammelt werden konnten.
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