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Begrüßung und Ansprache des Bundestagspräsidenten beim Fest zum Tag der Deutschen Einheit
am 3. Oktober 2010, Berlin
Meine Damen und Herren,
verehrte Gäste,
herzlich willkommen zur Feier des 20. Jahrestages der deutschen Einheit auf dem Platz der Republik.
Ich begrüße Sie alle, ganz besonders herzlich
- unseren Bundespräsidenten Christian Wulff,
- die Bundeskanzlerin Angela Merkel,
- den Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts Prof. Andreas Voßkuhle.
Es ist besonders schön, dass wir dieses Fest nicht nur mit den heutigen Repräsentanten der Verfassungsorgane begehen können, sondern gemeinsam mit den Frauen und Männern, die damals Verantwortung für unser Land getragen haben. Ich begrüße darum besonders gerne und besonders herzlich
- Bundespräsident Richard von Weizsäcker und
- seinen Vorgänger im Amt, Bundespräsident Walter Scheel,
- ich begrüße die damalige Präsidentin des Deutschen Bundestages, Rita Süssmuth,
- den einzigen freigewählten Ministerpräsidenten der DDR, Lothar de Maizière,
- die damalige Präsidentin der Volkskammer und das letzte amtierende Staatsoberhaupt der DDR, Sabine Bergmann-Pohl,
- mein besonderer Gruß gilt unserem langjährigen Außenminister und Vizekanzler, Hans-Dietrich Genscher.
Es ist für uns alle eine besondere Freude, dass heute abend als Ehrengast der Mann unter uns ist, mit dessen Namen sich mehr als mit jedem anderen die deutsche Einheit verbindet: Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl.
Lieber Helmut Kohl, Sie waren nicht der einzige, der die Wiederherstellung der deutschen Einheit wollte, und natürlich haben Sie sie auch nicht alleine zustande gebracht.
Viele haben daran mitgewirkt, dass die Mauer fallen konnte – Bekannte und Unbekannte, Deutsche und Freunde im Ausland. Aber dass wir Deutsche diese historische Chance im Einvernehmen mit allen unseren Nachbarn und mit Unterstützung wichtiger Partner in der Welt tatsächlich nutzen konnten, daran haben Sie einen herausragenden persönlichen Anteil. Heute ist eine besonders gute Gelegenheit, Ihnen, lieber Helmut Kohl, dem Kanzler der Einheit und dem Ehrenbürger Europas, für diese historische Leistung zu danken.
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Exzellenzen, verehrte Gäste, meine Damen und Herren!
Heute vor 20 Jahren um Mitternacht wurde hier in Berlin an gleicher Stelle vor dem Berliner Reichstagsgebäude, dem Sitz des Deutschen Bundestages, erstmals feierlich die Bundesflagge aufgezogen, um den Geburtstag des wiedervereinten Deutschland zu feiern. Der Bundespräsident hat heute Mittag beim Festakt in Bremen daran erinnert.
In der alten und neuen Hauptstadt unter dem Läuten der Freiheitsglocke und in vielen anderen Städten Deutschlands bejubelten hunderttausende Menschen in der größten Straßenparty des Jahrhunderts das historische Ereignis, das den meisten, die damals dabei waren, und manchen bis heute wie ein Wunder erscheint. Ein Wunder war es nicht, auch kein Naturereignis. Sondern die Folge einer friedlichen Revolution, die ihre selbstgesetzten Ziele nicht nur erreicht, sondern am Ende sogar überboten hatte. Unser Dank und Respekt gilt heute all den Frauen und Männern in Ost und West, die über Jahre und Jahrzehnte für Freiheit und Selbstbestimmung gekämpft und schließlich die Einheit in Freiheit durchgesetzt haben.
Innerhalb von nur elf Monaten nach dem Fall der Mauer waren die Voraussetzungen geschaffen für die Vereinigung der beiden Teile Deutschlands. Wir sind seitdem wieder ein Volk und eine Nation in einem Staat. Einigkeit und Recht und Freiheit – der Wille der Deutschen zur Einheit in freier Selbstbestimmung, der in diesen Worten unserer Nationalhymne zum Ausdruck kommt, ist Wirklichkeit geworden.
Meine Damen und Herren, wenn das wiedervereinigte Deutschland heute seinen 20. Geburtstag feiert, ist die erste Generation erwachsen geworden, die nie etwas anderes erlebt hat. Ein freies, geeintes und demokratisches Deutschland in einer europäischen Gemeinschaft, der scheinbar ebenso selbstverständlich west-, mittel- und osteuropäische Staaten angehören. Sie erlebt ein Deutschland, das vor 20 Jahren neu entstanden ist und dessen Zukunft ihre Aufgabe ist, die Aufgabe der jungen Generation. Deswegen möchte ich an dieser Stelle noch einmal ganz besonders den vielen jungen Leuten danken, die diesen wunderschönen Abend heute für uns gestaltet haben.
Wir leben heute in einem Land, in dem wir als Deutsche und zugleich als Europäer zum ersten Mal in der Geschichte mit allen unseren Nachbarn in Frieden und Freundschaft zusammenleben. Meine Damen und Herren, liebe Landsleute, auch bei selbstkritischer Betrachtung der 20 Jahre seit dem 3. Oktober 1990, haben wir alle miteinander Anlass zu stillem Stolz und lautem Dank. Und das gilt im übrigen für den Westen gegenüber dem Osten nicht weniger als umgekehrt.
Meine Damen und Herren, die spontane Begeisterung und grenzenlose Freude jener Tage lassen sich nicht auf Dauer setzen, die damals geschaffenen Veränderungen schon. Einheit und Freiheit und Frieden in einem Land, das seine Einheit wieder gefunden hat in einem vereinten Europa. Meine Damen und Herren, diese stolzen Errungenschaften verdanken wir den revolutionären Ereignissen, die vor 20 Jahren stattgefunden und unser Land verändert haben. Glücklichere Zeiten hatten wir Deutsche nie. Das ist gewiss ein Grund zu feiern, hier in Berlin und überall im Lande. Im dankbaren Rückblick und vor allem der Zukunft zugewandt.
Blüh im Glanze dieses Glückes, blühe deutsches Vaterland!
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